Dieser Artikel behandelt folgende Themen:
Entwicklungsoptionen
Bei der Entwicklung von KNX-Geräten gibt es drei verschiedene Ansätze:
Vollständige Entwicklung
Kosten:
Gering
Markteinführungszeit:
Langsam
Beschreibung:
Der Hersteller entscheidet sich dafür, das gesamte KNX-Produkt von Grund auf neu zu entwickeln. Dies bedeutet, dass die einzige Grundlage bei seiner Entwicklung die KNX-Spezifikationen sind und alle Teile des Produkts, d. h. physikalische Schicht, Kommunikationsstack und Anwendungsprogramm, von Grund auf neu entwickelt und zertifiziert werden müssen. Diese Option ermöglicht keine schnelle Markteinführung, hat jedoch den Vorteil, dass der Hersteller völlig unabhängig ist. Diese Option eignet sich daher am besten für Unternehmen mit ausreichender Entwicklungskapazität, die große Produktionszahlen anstreben.
Erforderlicher Aufwand:
Hardware-Engineering, Softwareentwicklung, Prüfung und Verwaltung.
Teilentwicklung
Kosten:
Mittel
Markteinführungszeit:
Relativ schnell
Beschreibung:
Diese Option eignet sich am besten für Unternehmen, die gerade als KNX-Mitglied beginnen, da es ihnen ermöglicht, neue Produkte auf der Grundlage verfügbarer und bereits KNX-zertifizierter Systemkomponenten und/oder KNX-zertifizierter Kommunikationsstacks oder KNX-zertifizierter Module einschließlich des (KNX-zertifizierten) Anwendungsprogramms zu entwickeln. Auf diese Weise beschränkt sich die Entwicklung im 'schlimmsten Fall' auf die Entwicklung des Anwendungsprogramms. Auch die Zertifizierung ist im 'schlimmsten Fall' auf das Anwendungsprogramm beschränkt. KNX bietet sogar ein Entwicklungshandbuch (siehe Downloads in MyKNX, verfügbar nach der Anmeldung) mit Beispielen, die auf KNX-zertifizierten Systemkomponenten beruhen. Das Entwicklungshandbuch ist Teil des KNX-Standards (Band 2).
Erforderlicher Aufwand:
Teilweises Hardware-Engineering & Softwareentwicklung. Vereinfachte Prüfung und (weniger) Verwaltungsarbeit.
Erwerb von OEM-Geräten
Kosten:
Hoch
Markteinführungszeit:
Schnell
Beschreibung:
Der Hersteller entscheidet sich dafür, ein bereits zertifiziertes KNX-Gerät, das von einem anderen KNX-Mitglied entwickelt wurde, umzuetikettieren. Mit dieser Option wird der Entwicklungsaufwand nahezu auf null reduziert. Es muss lediglich das/die Anwendungsprogramm(e) auf den Namen des weiterverkaufenden Herstellers registriert werden. Dies ist ein reiner Verwaltungsvorgang und erfordert daher keinerlei (erneute) Prüfung des Geräts.
Erforderlicher Aufwand:
Verwaltungsarbeit.
Empfohlene Schritte
Schritt 1: Auswahl eines Profils (KNX-Spezifikationen, Band 6)
Beschreibung:
Die KNX-Spezifikationen sehen eine Vielzahl von Gerätefunktionen vor, die aus Gründen der Kompatibilität/Handhabbarkeit in eine Reihe von KNX-Systemprofilen 'gruppiert' wurden, die die Funktionalität im laufenden Betrieb und die Art und Weise, wie das Gerät konfiguriert wird, bestimmen (z. B. durch die ETS). Diese Profile sind in Band 6 der KNX-Spezifikationen beschrieben. D. h. abhängig davon, welche Funktionalität gewünscht wird und wie das Gerät konfiguriert werden soll, muss das entsprechende Profil ausgewählt werden, das auch den Typ des Mikrocontrollers bestimmt, der zur Entwicklung des Kommunikationsstacks verwendet werden kann.
Schritt 2: Auswahl der Systemkomponenten entsprechend den KNX-Medien
Beschreibung:
Sobald das Profil festgelegt ist, kann die Entwicklung der Gerätehardware beginnen. Es muss entschieden werden, welches KNX-Medium das Gerät für seine Kommunikation einsetzen soll: Twisted Pair, Powerline, Funk (Radio Frequency) oder IP. Der gewählte KNX-Medientyp bestimmt die Art der Systemkomponenten, die zur Entwicklung der Hardware des Geräts verwendet werden können.
Schritt 3: Entwicklung des Anwendungsprogramms (ETS-Produkteintrag)
Beschreibung:
Sobald die Gerätehardware fertig ist, kann seine Software, das sogenannte 'Anwendungsprogramm', entwickelt werden. Ein solches Anwendungsprogramm wird typischerweise über die ETS in das Gerät geladen. Um Anwendungsprogramme in der ETS verfügbar zu machen, d. h. ihren 'ETS-Produkteintrag' zu erstellen, muss ein anderes Tool verwendet werden. Dieses Tool wird als 'KNX Manufacturer Tool' bezeichnet, das KNX-Mitglieder über MyKNX abrufen können. Jedes in der ETS verwendbare Gerät muss zur KNX-Zertifizierung eingereicht werden. Es wird daher dringend empfohlen, bereits während der Entwicklung die entsprechenden Unterlagen für die Zertifizierungstests vorzubereiten. Hierfür steht KNX-Mitgliedern noch ein weiteres Tool zur Verfügung, d. h. KNX bietet das KNX Interworking Test Tool (EITT) ebenfalls über MyKNX an.
Schritt 4: Registrierung, Prüfung und Zertifizierung
Beschreibung:
Nachdem die Konformität vom KNX-Mitglied ausreichend geprüft wurde (während der Entwicklung), kann das Anwendungsprogramm zur Registrierung bei KNX eingereicht werden. Das Anwendungsprogramm wird bei der Registrierung von KNX signiert. Nur signierte Anwendungsprogramme können in die ETS importiert und bei einer KNX-akkreditierten Prüfstelle zur formalen KNX-Konformitätsprüfung eingereicht werden. Das KNX-Mitglied ist nach der Registrierung berechtigt, das Gerät mit dem KNX-Warenzeichen zu kennzeichnen, um es z. B. zu vermarkten.